Dass es das damals noch nicht gab! Wir sitzen zu sechst in einem Frühstückscafé am Strand von Alboraya. Die Deko sieht nach Bali aus, Palmen stehen neben den Tischen im Innenhof, die Atmosphäre ähnelt verschiedenen Surforten, in denen wir die letzten Wochen verbracht haben. Wir sind seit 11 Jahren so gut wie jedes Jahr in Valencia, aber so etwas haben wir hier noch nie gesehen. Die Stadt wandelt sich.
Glücklicherweise wohnen wir bei Freunden – stolzen Valencianern -, die uns bei jedem Besuch das präsentieren, was neu ist. Dieses Mal staunen wir über den neuen Strandabschnitt in Malvarossa. Am südlichen Ende des Stadtstrandes blickte man sonst auf den Industriehafen. Jetzt gibt es hier einen modernen Yachthafen mit Restaurants, Diskotheken und exklusiven Beachclubs. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man diesen Teil mit der Tramlinie 4 ab der Station Eugenia Viñes.
Und da wären wir schon bei einem der wenigen negativen Punkte, die wir über Valencia berichten können: selbst am Wochenende gibt es in dieser Stadt mit rund einer Million Einwohnern ab 22:30 Uhr (abgesehen von einem Nachtbus, der lächerlich selten fährt) keinen öffentlichen Nahverkehr mehr. Wer dann noch unterwegs ist, muss auf das Taxi ausweichen oder mit dem eigenen Auto fahren. Fahrrad fahren ist in Valencia nicht allzu verbreitet, obwohl es mittlerweile einige Fahrradwege gibt und mit Valenbisi überall Leihräder angeboten werden.
Trotzdem sollte man abends unbedingt einmal durch das Barrio Carmen schlendern und in dem lebendigen Altstadtviertel ein Aqua de Valencia trinken. Der Cocktail, der so harmlos klingt, enthält viel Hochprozentiges und ist allseits beliebt. Hier liegt auch die Tapasbar Las Cuevas. Unsere unangefochtene Lieblingstapasbar. Der Familienbetrieb ist regelmäßig so voll, dass man unbedingt vorher reservieren sollte. Wir empfehlen: Tapas nicht nach Karte, sondern an der Bar nach dem Aussehen aussuchen.
Zur Verdauung bietet sich ein Spaziergang an. Vorbei am Placa de La Virgen mit seinen Skateboardern auf Marmorboden und dem tollen Blick auf die Kathedrale, geht es durch enge Gassen zum Placa de La Reina. Vorbei an der Markthalle zum prachtvollen Placa del Ayuntamiemto mit Bahnhof (unbedingt mal reinschauen, innen gibt es Keramikkunst an Wänden und Decken zu betrachten) und Stierkampfarena.
Tagsüber kann man auch gut mit der Metro zum Shoppen ins Zentrum fahren, Ausgangspunkt ist auch hier der Placa del Ayuntamiento (Haltestelle Xativa).
Kultur- und Naturfreunde sollten außerdem unbedingt durch das trockengelegte Flussbett des Rio Turia in der Innenstadt schlendern. Palmen, Orangenbäume, Spielplätze, Fontänen und Cafés bilden hier seit etwa 20 Jahren das ruhige und entspannte Herz der Stadt. Nach mehreren Überflutungen, hatten die Stadtväter damals entschlossen, den Fluss um Valencia herumzuleiten. Das Flussbett sollte entweder Autobahn oder Park werden. Glücklicherweise fiel die Wahl damals auf den Park.
Auch die berühmte Ciudad de las Artes y Ciencias schmückt das Flussbett. Ein absolutes Must-See. Das architektonische und futuristische Meisterwerk aus Mosaik und Wasser beherbergt eine Oper, ein Museum, ein Kino und gleich nebenan ein Aquarium. Auch von außen ist die weiße Stadt unbedingt sehenswert. Fotoapparat nicht vergessen!
Während unseres Besuchs war außerdem gerade die Installation „The Sky Over Nine Columns“ von Heinz Mack zu sehen. Die Säulen sind mit 850.000 goldenen Mosaiksteinen überzogen und wurden unter anderem schon in Venedig ausgestellt. Seht selbst, wie sie in Valencia wirken.
Und wie sieht es 2022 in Valencia aus? Das könnt ihr natürlich auch nachlesen.