Gibraltar 🇬🇮

Berberaffe in Gibraltar

„Achtung, da vorn ist wieder einer!“ Einer? Ãœberall waren Affen – dafür ist die Felsenspitze Gibraltars schließlich bekannt. Und deshalb sind auch wir mit der Gondel auf die Spitze des Felsens gefahren. Gegen 16 Uhr waren wir erst an der Talstation des britischen Ãœberseegebietes, die letzte Auffahrt war für 17 Uhr angeschrieben, viel Zeit blieb also nicht mehr. Dank dieser späten Uhrzeit, der absoluten Nebensaison und vermutlich auch Dank der vollkommen unübersichtlichen Covid-Einreisebedingungen nach Gibraltar waren wir oben auf „The Rock“ schließlich fast die gesamte Zeit allein mit den Berberaffen. 

Im Vorfeld hatten wir uns informiert: nicht anfassen, kein Essen dabei haben, Rucksäcke vor dem Körper tragen. In engen Bereichen (Treppen, engen Gängen) lieber zurückweichen, um Bisse zu vermeiden. Sobald ein Affe die Augenbrauen hochzieht oder einen Schmollmund macht: zurückziehen. Das sind Drohgebären. Was nirgends stand, war die Info, was genau man eigentlich machen sollte, wenn ein Affe angriff. Darauf wollten wir es also nicht ankommen lassen. 

Berberaffen findet man normalerweise in Nordafrika. In Gibraltar sind sie wohl seit der britischen Garnison heimisch. Es heißt, sei seien importiert worden und hätten dann die rauen Kalksteinklippen und das Gestrüpp als angenehmen Lebensraum angesehen. Heutzutage lebt ein Rudel im Park im Affennest, es gibt aber andere Rudel, die wild an den steilen Hängen des Felsens leben. 

Als wir uns auf dem Berg umsehen, tauchen die Affen immer dann auf, wenn man sie nicht erwartet. Manche sitzen auf Mauern, schlendern plötzlich eine Treppe auf, oder schwingen sich über einen Zaun. Andere genießen die Sonne und ignorieren uns komplett. 

Was uns außerdem begeistert, ist der Blick. Wir sehen viele Frachtschiffe auf dem Weg in oder durch die Meerenge von Gibraltar und auch Marokko taucht in der Ferne auf. Afrika ist an dieser Stelle Europas in Blickweite. 

Schon auf dem Weg nach Gibraltar weisen einige Schilder auch arabische Schriftzeichen auf. Das Autoradio spielt verrückt und springt zwischen spanischen und afrikanischen Sendern wild hin und her. Wir haben uns dazu entschieden, die Grenze aus Spanien zu Fuß zu überqueren. Auch unser Hotel buchen wir im spanischen Grenzort „La Línea de Concepción“. Die Hotels auf der spanischen Seite der Grenze sind erheblich günstiger als die in Gibraltar – unseres liegt außerdem fußläufig zur Grenze. 

Zu Fuß spazieren wir schließlich auch hinüber. An der Grenze müssen wir durch zwei Passkontrollen und schließlich über ein Rollfeld. Gibraltar ist gerade mal sechseinhalb Quadratkilometer groß – Flughafen eingerechnet. Das Rollfeld muss also gut genutzt werden und dient als Zubringer, wenn gerade kein Flugzeug startet oder landet. Gibraltar lockt als Steuerparadies und Sitz für Briefkastenfirmen sowie als steuerfreier Supermarkt für Alkohol und Zigaretten. Das Gebiet zählt nicht zum EU-Binnenmarkt, in den Restaurants wird alles mit britischen Pounds ausgewiesen und sowieso sind alle Straßennamen und auch die Amtssprache englisch. In den Büros wird Englisch gesprochen, auf der Straße dagegen oft Spanisch. Bei einer Volksabstimmung vor einiger Zeit stimmten mehr als 90% der Einwohnerinnen und Einwohner für die Beibehaltung des Status Quo unter britischer Herrschaft. Spätestens seit dem Brexit bringt das allerdings neue Herausforderungen und ein paar Ausnahmen mit sich: einreisen kann man als EU-Bürgerin oder -Bürger mit einem Personalausweis (und nicht wie sonst nach GB mit Reisepass), es herrscht Rechtsverkehr statt Linksverkehr und Gibraltar hat eine eigene Währung, das Gibraltar-Pfund. Britische Pfund und Euro werden in den Geschäften allerdings in aller Regel auch akzeptiert. Und es gibt übrigens keinen Zeitunterschied zum spanischen Festland.

Wir haben bei unserem Besuch auf eine geführte Tour verzichtet und damit gute Erfahrungen gemacht. Die Ãœbernachtung auf der spanischen Seite der Grenze würden wir ebenfalls weiterempfehlen. Wenn man den Tag – so wie wir – noch in Gibraltar ausklingen lassen möchte, gibt es zahlreiche Busse, die im 10-Minuten-Takt an die Grenze fahren (Hin- und Rückfahrt für einen Erwachsenen kostet rund 3 Euro). Empfehlen können wir die Restaurants im Yachthafen, in denen sich auch mit Euro bezahlen lässt.  

Aus Gibraltar fahren wir weiter nach El Palmar.