Es heißt ja immer so schön: „Der Weg ist das Ziel!“ Mit Baby im Auto ist diese Wahrheit aller Reisenden noch ein wenig wahrer: für die rund 1700 Kilometer aus Berlin in die Bretagne hätten wir ohne Kind wahrscheinlich eine Übernachtung eingeplant. Mit Kind waren es fünf – und die Anreise wurde fünfmal so entspannt.
Von Berlin aus fuhren wir zunächst zu unseren Familien nach Peine und Umgebung, von dort aus nach Frankfurt zu Freunden, und am dritten Tag in die Nähe von Metz in das Bed and Breakfast „Les chambres de la nied“. Die Unterkunft ist für die Durchreise gut geeignet: große Zimmer, moderne Badezimmer, Parkplatz vor der Tür. Die Lage in Condé-Northen lässt sich wohl am besten mit ländlich idyllisch beschreiben.
Kurz: das Abendessen für 20€ pro Person (inklusive Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise, Käseplatte und Getränken) dazuzubuchen, macht mangels anderer kulinarischer Angebote vor Ort durchaus Sinn. Uns hat es auch deshalb gefallen, weil der Hausherr mit allen Essensbuchern an einer langen Tafel speist und wir direkt dazu „gezwungen“ wurden, unser Schulfranzösisch anzuwenden und zu verbessern.
Den vierten Tag verbrachten wir mit der Fahrt nach Saint-Quentin in der Champagne. Die Nachrichten meldeten Temperaturen, wie sie in Frankreich seit 1918 nicht mehr gemessen wurden: 39Grad – glücklicherweise hat unser altes Auto schon eine Klimaanlage! Im Hotel „Le Florence“ bekamen wir nicht nur einen Ventilator für unser Zimmer, sondern auch unsere Kühlakkus für die Kühlbox im Auto wurden über Nacht in der Tiefkühltruhe gekühlt. Obwohl das Hotel im Zentrum dieser – durchaus sehenswerten Stadt – liegt, hat es kostenlose Parkplätze für Hotelgäste zu bieten. Wir haben den Abend im Restaurant „Chez Mario“ verbracht und würden das Restaurant unbedingt weiterempfehlen: freundlicher Service, gutes Essen, gemütlicher Aussenbereich, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Zudem liegt das Restaurant im gleichen Gebäudekomplex wie das Hotel.
Tag 5: Weiterfahrt in die Normandie. Kurzer Hinweis für alle Mautzahler: unbedingt eine Kreditkarte mitnehmen! An manchen Mautstationen konnten wir nur so zahlen (ohne Pin oder Unterschrift – einfach Kreditkarte rein und fertig). An der Pont de Normandie, einer Brücke, die Le Havre und Honfleur verbindet und in 856 Meter über die Seine führt, muss man die Maut hingegen in bar bezahlen. 5,40€ kostet die Überfahrt (Stand August 2016) und der Automat gibt kein Wechselgeld.
Am Abend kamen wir in dem bisher schönsten aber sehr speziellen Bed and Breakfast an: Das „Jardin Secret“ in Avranches erinnert an ein Blumenwunderhaus aus Alice im Wunderland. Deko wohin das Auge blickt, Rüschen und Muster überall. Der Garten ist ein Traum – und zudem riesig. Das Haus liegt fussläufig zum Zentrum, allerdings trennen Ort und B&B so einige Höhenmeter: Avranches liegt auf einem Hügel. Wir sind vom Bahnhof aus mit dem Bus hochgefahren und würden das auch jedem empfehlen, der einen Kinderwagen im Schlepptau hat.
Tag 6: Weiterfahrt in die Bretagne. Von Avranches aus sind es nur etwa 20 Minuten Fahrtzeit bis zum weltberühmten „Mont-Saint-Michel“. Das Kloster auf einer Felseninsel im Meer ist aber schon nach ein paar Minuten zu sehen und steigt wie eine Fata Morgana aus der Ferne auf. Sehr sehenswert. Weil wir in vielen anderen Reiseblogs gelesen hatten, dass der Besuch des Klosters selbst wegen der Touristenmassen und Ramschläden ein Reinfall sei, haben wir stattdessen eine Kaffeepause mit Blick auf Mont-Saint-Michel eingelegt.
Kurz vor dem offiziellen Parkplatz (von dort aus starten Pendelbusse) liegt ein Café mit kostenlosem Parkplatz und Blick auf das Kloster, das von dort aus über den Feldern zu schweben scheint.
Während der Verkehr zwischen Le Mont-Saint-Michel und St-Brieuc noch relativ schwerfällig war, kamen wir zwischen St-Brieuc und Quimper schneller voran als erwartet. Die Fahrt quer durch die Bretagne wurde uns vom Navi zwar eindrücklich und wiederholt NICHT empfohlen – wir haben trotzdem gute Erfahrung mit der Quer-durch’s-Land-Fahrt gemacht.
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