Sur le pont, d`Avignon…rund 250 Meter Luftlinie trennen uns in unserer Unterkunft an der Stadtmauer von der berühmten Brücke. Auch wenn wir das Lied schon ungezählte Male mitgesummt haben – dass die Brücke ins Leere führt, wussten wir vor unserem Besuch in dieser historischen Stadt noch nicht. Die Brücke wurde nämlich im 12. Jh. erbaut und mehrmals vom Hochwasser der Rhone fortgerissen. Im 17. Jh. baute man sie einfach nicht wieder auf. Und so reicht sie bis heute nur bis etwa zur Mitte des Flusses und endet dort. Ach ja – Brücke von Avignon heißt sie auch nicht: Saint Bénezet heißt sie eigentlich. Wenn ihr also einmal Avignon besuchen solltet – und das ist unbedingt empfehlenswert – dann haltet ruhig nach beidem Ausschau: auf einigen Wegweisern steht Saint Bénezet, auf anderen Pont d´Avignon. Aber alle diese Schilder führen euch zu besagter Brücke.
Was sonst macht Avignon zu einer sehenswerten Stadt? Zunächst einmal das Licht. Selbst im Februar – dem Monat, in dem wir Avignon besuchen – ist der Himmel blau und die Sonne strahlt. Wie gut das tut, wenn man aus dem deutschen Winter hierher kommt! Die Gassen sind eng, die Stadt auf den ersten Blick trotzdem größer als ihre Einwohnerzahl (rund 91.000 Einwohnerinnen und Einwohner) vermuten lässt. Uns gefällt auch, dass so viele unterschiedliche Menschen in dieser Stadt leben. Ein älterer Mann radelt auf dem Single Speeder vorbei, Familien und Teenies spazieren durch die engen Gassen, ab und an sitzen Studierende in der Sonne und lesen. Eine Busfahrerin lenkt einen kleinen E-Bus durch die Altstadt und direkt an unserem Tisch vorbei, an dem wir ein köstliches Mittagsmenü zu vernünftigem Preis genießen und Schutz suchen vor den starken Windstößen des Mistral.
Der Mistral – auch ein Thema, das unbedingt angesprochen werden muss im Zusammenhang mit Avignon. Als der erste Windstoß uns entgegenblies, dachten wir noch ganz zuversichtlich, dass es in ein oder zwei Stunden bestimmt schon ruhiger werden würde. PUSTEkuchen. Der Mistral ist beständig und vor allem bläst er oft: es handelt sich um einen berüchtigten Fallwind, der rund 100 (!) Tage im Jahr in der Provence zum Mittelmeer windet und dabei auch durch Avignon kommt. Das sind fast ein Drittel aller Tage des Jahres! Etwas Positives bringt er trotzdem mit sich, dieser Wind: er kommt mit Sonne daher, einem wunderbar blauen Himmel und weiter, klarer Sicht. Was wir außerdem während einer kurzen Recherche zwischen den Böen gelesen hatten: Der Mistral macht die Menschen verrückt. Die napoleonische Justiz soll Mördern damals sogar mildernde Umstände zugestanden haben, wenn der Mistral drei Tage lang vor der Tat geweht hatte. Das ersparte ihm die Todesstrafe.
Eine gute Aussicht über Avignon hat man vor allem vom „Rocher des Doms“ aus: das ist eine Parkanlage auf einem Hügel, direkt neben der Kathedrale von Avignon und dem Papstpalast gelegen. Dort oben gibt es einen Teich mit Grotte, ein Café für kleine kulinarische Wünsche (Getränke und Snacks), zwei kleine Spielplätze mit Blick auf den Fluss und die bergige Landschaft um Avignon und eine öffentliche Toilette. Alles nicht unwichtig wenn man mit Kind in einer historischen Altstadt den Tag verbinden möchte. Ach ja: auch der Sonnenuntergang lässt sich von dort oben ganz wunderbar genießen. Kurz nach Sonnenuntergang schließt der Park dann auch – wer noch den Ausgang am Papstpalast nehmen möchte, sollte sich sputen.
Noch zwei Sätze zum Papstpalast: Avignon war im 14.Jahrhundert Papstsitz und trägt deshalb den Beinamen „Stadt der Päpste“. Der gotische Papstpalast ist noch heute zu besichtigen (wir waren nicht im Palast, nur in der Kathedrale).
Wir haben nur ein Wochenende in Avignon verbracht und deshalb nur die historische Altstadt gesehen – aber auch die Umgebung soll toll sein. Vor allem im Frühsommer soll es fantastische Lavendelfelder um Avignon herum zu bewundern geben. Was außerdem gut zu wissen ist: In der Altstadt git es wenige Parkplätze. Die Tiefgaragen kosten in etwa 20 Euro pro Tag, sind aber überall gut ausgeschildert und sehr einfach zu finden.
Aus Avignon ging es weiter nach Andorra.