Wir können kaum aus der Frontscheibe blicken. Ein rötlicher Schleier versperrt die Sicht, das Licht ist fahl: Sahara-Staub weht durch die Luft als wir die Kleinstadt Avanca erreichen. Gelandet sind wir dort nur, weil wir eine Unterkunft gefunden haben auf der auch Pferde leben. Ein Traum für unsere Tochter.
Die Realität zeigt: der Hof ist zwar schön, die Pferde sind aber gerade in einer Winterunterkunft etwa 5 Kilometer entfernt untergebracht. Die Gegend rund um die Kleinstadt Avanca kann bestimmt schön sein, ist für uns aber kaum zu erkennen. Denn während unseres gesamten Aufenthaltes hält sich der Sahara-Staub in der Luft und lässt keinerlei Weitblick zu. Wir machen das Beste draus und besuchen die Pferde im Winterstall. Lilia darf gleich an zwei Tagen dort reiten und wir lernen Antonio kennen, der mit seinen 80 Jahren erstaunlich flink ist und alle Pferde mit ein paar Gesten lenken kann. Zweimal klatschen und alle Pferde laufen freiwillig in die jeweils eigene Box. Die Hand geht hoch und schon beruhigt sich der wilde Araber-Hengst, der gerade noch in wildem Galopp auf ihn zugerast war.
Mit rund 15 Pferden lebt Antonio hier und man merkt, dass er sein ganzes Leben dem Reiten und der Zucht gewidmet hat. Zweimal ist er bereits als Pilger von Avanca nach Santiago de Compostela geritten. Sechs Tage hat er für die rund 260km benötigt. Ungefähr genauso lange werden auch wir brauchen, bis wir in Santiago de Compostela sind. Nur, dass wir ein paar Pferdestärken mehr für den Weg zur Verfügung haben und wesentlich schlechter reiten können als Antonio.
Immerhin arbeitet Lilia an ihren Reitkenntnissen: Dass der Reitlehrer nur portugiesisch spricht und Lilia nur deutsch ist kein Problem. Rasch klären sich die wichtigsten Vokabeln: „Mais rapido – schneller“.
In der übrigen Zeit besuchen wir die Umgebung. Die Flusslandschaft rund um den Ria de Aveiro sieht bei Sonnenschein bestimmt bezaubernd aus. Mit Sahara-Sand in der Luft wirken allerdings sogar die Flamingos im Wasser grau. Einige Atlantikstrände auf dem schmalen Teil zwischen Fluss und Meer sind komplett naturbelassen und wunderschön.
Auch die Stadt Aveiro hat schöne Ecken: durch kleine Kanäle schippern bunte Kähne, Brücken sind mit bunten Bändern geschmückt und das Sushi-Restaurant „Subenshi Sushi“ in der Straße Carlos Aleluia 4 können wir uneingeschränkt weiterempfehlen.
Was man sich sparen kann: die Fahrt zur Landzunge bei Sao Jacinto. Militärisches Sperrgebiet und einen unspektakulären Weg zur Mole über lange Schotterpisten haben wir dort vorgefunden.