Hier leben sie also, die angeblich glücklichsten Menschen Europas. Gut vorstellbar, dass das stimmt. Wir zumindest sind hier sehr glücklich.
Bei Sonnenschein und 23 Grad trinken wir morgens unseren ersten Kaffee auf der riesigen Dachterrasse des Hostels „A Room in the City“. Sonnenstühle sind dort aufgereiht. Der Blick streift von hier aus ganz allein über die Stadt. Auf dem Hügel gegenüber wird gerade Rasen gemäht. Autos hupen.
Erst seit 4 Monaten können Reisende wie wir hier oben in den Tag starten. Seitdem ist das Hostel geöffnet. Vorher war das Gebäude ein Kloster. Gleich neben der Gemeinschaftsküche im zweiten Stock sieht man noch Überreste von dieser Vorgeschichte: durch hohe, bunte Kirchenfenster kann man dort in ein Kirchenschiff blicken.
Vom Hostel aus dauert es nur wenige Minuten und man ist am Strand. San Sebastian (oder Donostia, wie die Stadt auf baskisch heißt) hat ganze drei Stadtstrände. Wir wohnen an der Concha, dem berühmtesten der drei. Hier flaniert alles, was sich sehen lassen will. Übrigens niemals an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit der selben Badehose, lassen wir uns sagen. Außerdem gibt es noch einen Familienstrand und Zurriola, den Strand für Surfer.
Wir machen es wie die Einheimischen und begrüßen den Tag mit einem Spaziergang entlang der Bucht. Gruppen von älteren Damen in Badeanzügen spazieren forschen Schrittes im Sand entlang. Eine Gruppe älterer Herren spielt Squash und nutzt die Felswand als natürliche Spielfeldbegrenzung. Hundebesitzer, Radfahrer, Eltern mit Kinderwägen – alles und jeder ist hier auf den Beinen. 2033 Fußgänger und 675 Radfahrer waren es heute Morgen (um 9:30 Uhr) ganz genau: eine digitale Anzeige mit Bewegungsmeldern zählt sie alle. Graphen zeigen an, in welchem Monat die meisten Spaziergänger unterwegs sind (Juni-August) und um welche Tageszeit (8-10 Uhr und 14-16 Uhr).
Den besten Blick auf die Stadt hat man, wenn man mit einer alten Drahtseilbahn (Abfahrt alle 15 Minuten, Kinderwagengeeignet) auf den Gipfel des Monte Igueldo fährt. Die Bahn ist etwa 100 Jahre alt und soll nur aus Originalteilen bestehen.
Oben auf dem Berg ist ein kitschiger Spaßpark aufgebaut. Die Legende besagt, dass er so gut wie nie geöffnet ist. Auch bei unserem Besuch war er geschlossen. Öffentliche Toiletten und ein Café gibt es aber oben.
Auch ein Spaziergang an der anderen Seite der Bucht lohnt sich. Vorbei am alten Hafen gibt es einen gut ausgebauten Spazierweg bis zum Surfstrand jenseits des Flusses. Hier krachen die Wellen mit einer unvorstellbaren Wucht auf Kaimauer und Wellenbrecher. Nicht selten sind die Wellen höher und stärker als die menschlichen Befestigungsversuche. Wir haben einige Spaziergänger gesehen, die von den Wellen überrascht wurden. Ein Heidenspass für alle, die das Glück haben trocken geblieben zu sein.
Auch wenn wir auf unserem Blog schon einige Mal auf die leckeren Pintxos hingewiesen haben: auch in San Sebastian gibt es eine bunte Auswahl der kleinen Leckereien. Es soll sogar Bars geben, in denen man Tage vorher reservieren muss, um ein Stück Tortilla zu ergattern, wie zum Beispiel in der Bar Nestor.
Man kann sich aber auch einfach treiben lassen und hier und da probieren. Insbesondere im historischen Teil der Altstadt findet man Bar neben Bar.