Ein wenig Wahnsinnig und dabei doch beeindruckend sind sie: die Big-Wave-Surferinnen und -Surfer in Nazaré. Als Wallfahrtsort des Staunens wurde der kleine portugiesische Fischerort schon bezeichnet – und auch wir staunten. Bis zu 30 Meter hohe Wellen können sich aufgrund der besonderen Bodenbeschaffenheit des Meeres kurz vor der Küste Nazarés aufbauen. Wenn das geschieht, heißt es: Big Wave Alarm. Die Surf-Elite der Riesenwellen reist dann aus der ganzen Welt an, um an dem Wettkampf um die höchste gesurfte Welle teilzunehmen. Ein Wettkampf, der natürlich nicht ungefährlich ist, aber jedes Mal wieder unzählige faszinierte Schaulustige anlockt und Nazaré quasi über Nacht zu einem weltbekannten Surfspot machte.
Im Ort selbst sorgten sowohl die wagemutigen Surferinnen und Surfer, als auch die Bekanntheit zunächst für Unverständnis: die Wellen hatte es schließlich schon immer gegeben und sie sorgten jahrhundertelang nicht für Spaß sondern für Opfer. Auch an harmloseren Standabschnitten Nazarés klatschen die Wellen mit enormer Kraft auf die langen weißen Sandstrände. Mitten im Sand sind auch die bunten Fischerboote ausgestellt, mit denen bis vor einigen Jahren noch regelmäßig gefischt wurde. Auf Infotafeln kann man lesen, dass viele Menschen – auch erfahrene Seeleute – den Wellen vor Nazaré zu Opfer gefallen und im Wasser gestorben sind.
Kein Wunder also, dass die Einwohnerinnen und Einwohner von Nazaré die noch viel größeren Wellen am Nordstrand mieden. Über Jahrhunderte hatten sie genug damit zu tun, ihre Boote heil durch die Brandung am Südstrand ins Meer zu treiben. Ochsengespanne zogen sie zurück auf den Sand. Bis vor vierzig Jahren wurde das so gemacht. Erst dann wurde ein Hafen gebaut.
Nazaré besteht aus zwei Teilen: einem unteren Teil auf Strandhöhe und einem oberen Teil, erbaut auf einer steinigen Klippe. Verbunden sind die beiden Teile durch eine Art Straßenbahn am Seil. Alle 10 Minuten fahren die Bahnen zeitgleich von unten nach oben und von oben nach unten und begegnen sich an einem Ort in der Mitte, an dem die Spur kurz zweigleisig wird. Eine aufregende Art des öffentlichen Nahverkehrs (Hin- und Rückfahrt kosten für Erwachsene rund 4 Euro).
Wir haben unten übernachtet und oben gestaunt: der Blick auf die Wellen ist am beeindruckendsten, wenn man einen etwa 1-Kilometer-langen Spaziergang auf einen Felsvorsprung inmitten der Brandung unternimmt. Das Ziel ist der Leuchtturm von Nazaré, in dem auch ein kleines Museum über das Big-Wave-Surfen beheimatet ist (Eintritt 1 Euro pro Person).
Das Dach des kleinen Gebäudes ist begehbar. Der Blick auf die Wellen ist von dort spektakulär. Als wir dort waren, waren die Wellen zwar groß (keine Ahnung wie hoch genau), gesurft hat aber niemand. Einen Jetski mitsamt Surfer und Bord hinten auf der Ladefläche haben wir zwar erspähen können, nach einer kurzen Erkundungsfahrt sind diese beiden dann aber wieder abgedreht.
Aus dem kleinen portugiesischen Fischerort ist ein Ort geworden, der mittlerweile sehr gut auf Touristen eingestellt ist und sie mit offenen Armen empfängt. Und wenn die Wellen einmal nicht so groß sind (also im Frühling oder im Sommer), kann man dort bestimmt sogar sehr gut baden.