Vila Nova de Milfontes 🇵🇹

Noch können wir die Algarve nur widerstrebend hinter uns lassen. Schon oft haben wir aber auf dieser Reise festgestellt, dass Loslassen lohnenswert ist: immer wenn es uns an einem besonders schönen Ort so gut gefällt, das wir uns auch vorstellen könnten, dort noch länger zu verweilen, wartet auf uns bereits ein anderer Ort und überrascht uns. Und jedesmal stellen wir fest: Wahnsinn – hier ist es anders schön. Wir gut, dass wir weiter gefahren sind. Auf unserer Reise in den Norden machen wir einen kurzen Abstecher nach Westen nach Sagres, dem südlichsten Zipfel Portugals. Bei gutem Wetter steht dort die Würstchenbude „Letzte Bratwurst vor Amerika“. Heute hat sie leider zu. 

Der Weg ins Alentejo (eine der fünf Regionen Kontinental-Portugals) führt uns außerdem über Carrapateira. Der zu dem Ort gehörige Strand „Praia da Bordeira“ ist einfach so unfassbar weitläufig, schön und besonders – fahrt dorthin, wenn ihr einmal in der Gegend sein solltet. Eine Besonderheit: wenn man am unteren Parkplatz parkt, muss man durch einen Fluss waten, der genau an diesem Ort ins Meer mündet. Vom oberen Parkplatz aus führen Holzstege hinunter zum Wasser. 

Ein weiterer Ort auf unserer Etappe nach Vila Nova de Milfontes, der an einem Fluss liegt: Odeceixe. Hier endet die Algarve. Mit Blick auf den Fluss „Riberia de Seixe“ genießen wir einen köstlichen Portugiesischen Mittagstisch im Restaurant Dorita. Anschließend überqueren wir den Fluss und damit sind wir angekommen im Alentejo. 

Kurze Landeskunde: Die portugiesische Republik ist in Kontinentalportugal sowie zwei autonome Regionen gegliedert. In Kontinentalportugal gibt es fünf Regionen: die Algarve, das Alentejo, Lissabon, Mitte und Nord. Wir machen auf unserer Reise Halt in allen fünf Regionen. Die zwei autonomen Regionen sind Madeira und die Azoren, welche leider beide nicht so leicht mit dem Auto erreicht werden können.

Das Alentejo ist vor allem bekannt für Wein und die Korkeichen. Es ist eine dünn besiedelte Region, die vor allem landwirtschaftlich geprägt ist. Auch wir werden nicht direkt im touristischen Vila Nova de Milfontes übernachten, sondern dort unseren Schlüssel abholen und dann 9 Kilometer ins Landesinnere fahren. Zwei Iren besitzen dort – inmitten eines Waldgebietes einen Hof bzw. eine Quinta mit vielen Tieren (auch Pferden: deshalb sind wir dort). Auf unserem Weg dorthin fahren wir durch riesige Korkeichenwälder. 

Korkeichen sind Bäume, deren Rinde bis heute von Fachleuten geerntet wird. Der Kork, den wir aus Weinflaschen kennen, wird überwiegend im Alentejo geerntet. Geschält wird ein Baum nur alle paar Jahre, weshalb die Jahreszahl der letzten Schälung immer auf dem Stamm notiert wird. Ganz in der Nähe unserer Unterkunft steht die bisher ertragreichste Korkeiche: während einer Abschaltung wurden 1200 Kilogramm Rinde nur von diesem einen Baum geerntet. 

Die erste Abschälung findet übrigens statt, wenn eine Korkeiche 25 Jahre alt ist und findet ab dann alle 9 Jahre statt.


Wie kommt der Pfau aufs Dach? Er spring-fliegt!

„Unsere“ Quinta bei Vila Nova de Milfontes beherbergt neben Menschen übrigens auch allerhand Tiere: morgens werden wir regelmäßig von den Rufen der majestätisch spazierenden und springenden Pfauen geweckt. Meerschweinchen ignorieren die Umzäunungen, Esel, Ziegen und Schweine teilen sich einen Auslauf. Auch ein Pferdehof ist angegliedert an die Quinta. Ein Ausritt in die Umgebung zeigt uns noch eindrücklicher, wie abgeschieden und friedlich dieses Stück Erde ist. Und das schöne an der Pferdehaltung ist der natürliche Ansatz, mit dem die Pferde betreut werden. Kein Zwang und nur natürliches Verhalten werden gefördert und alle Pferde stammen aus Haltungen, die nicht gut mit den Tieren umgegangen sind. Was besonders beeindruckt ist, ist wie ruhig und zutraulich die Tiere sind – und das von der Besitzerin Joana auferlegte Gewichtslimit der Reiter von 90kg, um die Pferde zu schonen. Jonas durfte deshalb nur nebenher spazieren.

Aber auch über das riesige Wasserproblem Portugals sprechen wir: unter anderem trägt das Anpflanzen vieler Eukalytusplantagen dazu bei, dass Wasser aus den tieferen Ebenen des Bodens verschwindet. Die jungen Blätter des Baumes (erkennbar an der bläulichen Verfärbung) riechen zwar himmlisch frisch, der Baum an sich benötigt aber viel zu viel Wasser und brennt so leicht, dass jedes Jahr riesige Flächen in Portugal durch Waldbrände zerstört werden. Eukalyptusbäume können ihre Wurzeln bis zu 200m ausbreiten, um nach Wasser zu angeln. Als wir ausreiten, stapfen unsere Pferde über viele trockene Blätter und Stämme der Eukalyptusbäume. Obwohl die Plantagenbauern dazu verpflichtet sind, dieses leicht brennbare Material aus den Wäldern zu entfernen, nehmen sie stattdessen oft lieber die Strafzahlungen in Kauf, lernen wir. Das sei günstiger.

Unser nächster Stopp war dann Peniche am Atlantik.